Wider den Methodenzwang – in memoriam Paul Feyerabend

Für die, die ihn nicht kennen: Paul Feyerabend war einer der, wenn nicht überhaupt der renommierteste(n) kritische(n) Wissenschaftstheoretiker. Ich bin mit vielen seiner inhaltlichen Positionen, die er vor allem später in seinem Leben angenommen hat, nicht einverstanden – wobei niemand so genau weiß, wie ernst er all das jeweils meinte; er konnte Ansichten auch täglich wechseln.

Das ist aber bei ihm auch alles gar nicht der Punkt. Denn im Grunde geht es überhaupt nicht um seine inhaltlichen Positionen, sondern darum, dass er – was man auf Grundlage des verlinkten Videos nicht unbedingt annehmen wird 🙂 – mit seiner fundierten Kritik an der Wurzel der heute wieder grassierenden Selbstverständlichkeit der scientific community angesetzt hat: an der dogmatisch gesetzten Methodik wissenschaftlicher Forschung und Erkenntnis – grundsätzlich und in den einzelnen Disziplinen.

Wissenschaft kann auch verdummen, weil sie einschränkend wirkt und Möglichkeiten verbaut, statt sie offen zu lassen (oder gar: zu öffnen) – und es ist keiner mehr da, der das begründet und über jeden professionellen Zweifel erhaben attackiert. Es herrscht ein fataler Mangel an integeren und kompetenten Dissidenten, die dem einengenden Mainstream der zunehmend autoritären und gerne auch alarmistischen „wissenschaftlichen Aufklärung“ ein besseres (nicht: ein rückschrittliches) Modell dadurch eröffnen könnten, dass sie den status quo in Frage stellen.

Vor 20 und ein bisschen Jahren – am 11. Februar 1994 – ist Paul Feyerabend, viel zu früh, an einem Hirntumor gestorben. Er fehlt.

P.S.: Nein, ich bin immer noch nicht religiös. 😉

 

GUT und BÖSE – Ein Leitfaden für Orientierungslose und Verwirrte

Stichpunktartig und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

GUT ist, wenn die USA in den Zweiten Weltkrieg eintreten, um einen Sieg Hitlers zu verhindern. Das ist selbst dann gut, wenn der Kriegseintritt durch eine Finte begründet worden wäre.

GUT ist, wenn die USA in Afghanistan einmarschieren und das mordende Taliban-Regime absetzen.

GUT ist, wenn die „Koalition der Willigen“ in den Irak einmarschiert und das mordende Baath-Regime absetzt. Das ist selbst dann gut, wenn dafür ein Grund von minderem Rang angeführt wird, um ein UNO-Mandat zu bekommen.

GUT ist, wenn die NATO die serbischen Streitkräfte am Völkermord im Kosovo hindert.

GUT ist, wenn die ehemaligen Ostblock-Staaten eine Westanbindung anstreben.

GUT ist, wenn die USA/die EU eine Westanbindung der Ukraine fördern.

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NICHT GUT ist, wenn man gegenüber deutlichen Anzeichen aggressiver „Außenpolitik“ eines Staates keine Maßnahmen ergreift (Deutschlands Nachbarn in den Dreißigerjahren / Europa 2014 gegenüber Russland).

NICHT GUT ist, wenn man einen Krieg, den man nicht gewinnen kann, mit immer tödlicheren Mitteln weiterführt (vor allem USA in Vietnam / auch: Sowjetunion in Afghanistan).

NICHT GUT ist, wenn trotz weltweit hochgerüsteter Armeen niemand den Tutsi (und oppositionellen Hutu) in Ruanda zu Hilfe kommt.

NICHT GUT ist, wenn man Syriens Präsident Assad ungestört seine eigene Bevölkerung abschlachten lässt.

NICHT GUT ist, wenn man geheimdienstliche Abhöraktionen zum Zweck des Schutzes der Bevölkerung zu weit treibt.

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BÖSE ist, wenn Hitler Judenreinheit durchsetzt und einen Krieg vom Zaun bricht, der Ariern mehr Lebensraum auf Kosten anderer Ethnien verschaffen soll.

BÖSE ist, wenn Stalin im Namen der Sowjetunion Millionen von Menschen ermorden lässt, weil sie „im Weg“ sind.

BÖSE ist, wenn man aufgrund einer religiösen Ideologie die Bevölkerung eines ganzen Landes als Geisel nimmt und sie systematisch zurück in die Steinzeit befördert (Taliban, Afghanistan).

BÖSE ist, wenn man aufgrund persönlicher Machtbestrebungen eine ganze Weltregion destabilisiert, 3 Millionen Oppositionelle aus dem Land treibt, foltert, mordet, Kriege anzettelt, mit Giftgas gegen unliebsame Minderheiten vorgeht und schlussendlich etwa 1 Million Menschen getötet hat (Saddam Hussein, Irak).

BÖSE ist es, wenn man eine unterdrückte Minderheit zum Aufstand animiert und dann trotz sämtlicher Möglichkeiten nichts unternimmt, wenn sie massakriert wird (aufgemuntert haben die USA, massakriert wurden die Shiiten im Südirak 1991, 2. Golfkrieg).

BÖSE ist, wenn die UNO aus bürokratischen Gründen kein Mandat zur Intervention im Kosovo erteilt.

BÖSE ist, wenn durchgeknallte Islamisten mit Passagierflugzeugen zwei vollbesetzte Bürohochhäuser in New York pulverisieren.

BÖSE ist, wenn die UNO aus bürokratischen Gründen kein Mandat zum Einmarsch im Irak erteilt.

BÖSE ist, wenn Deutschland sich unter zum Kotzen widerwärtigem moralischen Getue nicht dafür verantwortlich fühlt, den eigenhändig aufgerüsteten Mörder Saddam Hussein vom Thron zu stoßen.

BÖSE ist, wenn man als Regierungschef eines Staates Bürgerrechte aushebelt, freie Medien abschafft, Oppositionelle weltweit ermorden lässt und unter dummdreisten Lügen Landnahmen auf den Territorien anderer Staaten durchführt (Wladmir Putin & his Kreml-Combo).

BÖSE ist, wenn Scharfschützen auf Zivilisten angesetzt werden, um Verwirrung zu stiften und eigene Vorteile in der Gesamtinszenierung zu sichern (Kiew, Ukraine, vermutlich Kreml).

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IRRE ist, wenn man Gut und Böse umdreht und das wirklich anfängt zu glauben.

 

Radio Eriwan is back

Frage: Ist es richtig, dass die Bewohner der Krim am morgigen Sonntag frei über den Status der Krim abstimmen können?

Radio Eriwan: Im Prinzip nein. Die Krim wird von Angestellten der kapitalistischen Reaktion und ukrainischen Faschisten von allen Seiten in Schach gehalten. Russische Selbstverteidigungskräfte vor Ort tun ihr Möglichstes, um den schädlichen Einfluss der westlichen Propaganda von den Genossinnen und Genossen auf der Krim fernzuhalten. Eine wirklich freie Wahl mit den üblichen 120% der Stimmen für den Status einer freien sowjetischen Republik ist unter den gegebenen Umständen nicht zu erwarten.

Außerdem lastet nach Auskunft des ehrwürdigen Moskauer Patriarchen Kyrill von Smolensk und Kaliningrad auf der Region ein Fluch: Bereits drei hochmoderne Schiffe der sowjetischen Schwarzmeerflotte sind am Hafenausgang von Sewastopol auf Grund gelaufen und gesunken.

Lasst uns nun gemeinsam singen:

Ехали на тройке с бубенцами,
А вдали мелькали огоньки.
Мне б сейчас, соколики, за Вами,
Душу бы развеять от тоски.

Припев:
Дорогой длинною, да ночью лунною,
Да с песней той, что вдаль летит звеня,
И с той старинною с той семиструнною,
Что по ночам так мучала меня…

Так живя без радости, без муки,
Помню я ушедшие года,
И твои серебряные руки
В тройке, улетевшей навсегда…

Припев
Дни бегут, печали умножая,
Мне так трудно прошлое забыть.
Как-нибудь однажды, дорогая,
Вы меня свезете хоронить.

https://www.youtube.com/watch?v=LVQ3TplZxMA

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Frage: Ist es richtig, dass in Moskau heute mehrere zehntausend Menschen auf der Straße waren, um gegen die Aggressivität Wladimir Putins zu protestieren?

Radio Eriwan: Im Prinzip ja. Es waren genau 97.536 Genossinnen und Genossen, die sich Sorgen um die Gesundheit des Präsidenten machten. In rührender Selbstlosigkeit setzten sie sich dafür ein, dass der viel beschäftigte und stets im Dienste des Volkes handelnde Wladimir Wladimirowitsch 36 statt 30 Urlaubstage im Jahr bekommen soll. Wir haben die persönlichen Daten der Genossinnen und Genossen aufgenommen und werden ihnen als Ausdruck des Dankes der sowjetischen Führung jeweils einen mehrwöchigen Urlaub im hübschen Städtchen Krasnokamensk in der Reiseregion Transbaikalien ermöglichen.

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Frage: Gibt es derzeit russische Soldaten auf der Krim?

Radio Eriwan: Im Prinzip nein. „Russischer Soldat“ ist ein komplexer Begriff, der nicht einfach beliebig auf Situationen angewendet werden kann, in denen russische Soldaten eine Rolle spielen. Wladimir Wladimirowitsch wird den russischen Soldaten vor Ort stets rechtzeitig bekannt geben, was sie sind.

Russische Version:

Вопрос Армянскому радио: Есть ли в Крыму российские солдаты?

Ответ: В принципе, нет. „Российский солдат“ – сложносоставное понятие, которое нельзя просто применить в ситуации, где российские солдаты играют какую-либо роль. Владимир Владимирович сам своевременно сообщает российским солдатам, кто они такие.

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Frage: Plant Russland die Annexion der Krim?

Radio Eriwan: Im Prinzip nein. Das ist auch gar nicht nötig. Die russische Halbinsel Krim kann ja ganz frei entscheiden, dass sie ein Teil Russlands ist.

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Frage: Ist es richtig, dass Wladimir Wladimirowitsch der stärkste Mann der Welt ist?

Radio Eriwan: Im Prinzip ja. Die Stärke Wladimir Wladimirowitschs ist rund um die Metrostation Chernyshevskaija in Leningrad weltberühmt.

Lassen Sie uns jetzt gemeinsam singen:

Ехали на тройке с бубенцами,
А вдали мелькали огоньки.
Мне б сейчас, соколики, за Вами,
Душу бы развеять от тоски.

Припев:
Дорогой длинною, да ночью лунною,
Да с песней той, что вдаль летит звеня,
И с той старинною с той семиструнною,
Что по ночам так мучала меня…

Так живя без радости, без муки,
Помню я ушедшие года,
И твои серебряные руки
В тройке, улетевшей навсегда…

Припев
Дни бегут, печали умножая,
Мне так трудно прошлое забыть.
Как-нибудь однажды, дорогая,
Вы меня свезете хоронить.

https://www.youtube.com/watch?v=LVQ3TplZxMA